Glauben Sie immer noch die alten Ammenmärchen?


Ammenmärchen


Wenn in der Familie die Entscheidung getroffen wurde, dass eine Katze angeschafft werden soll, dann stehen Katzenanfänger immer wieder vor der Frage "Wie alt soll die Katze sein?" Es stellt sich hierbei die Frage, soll es eher ein „Teenager“ oder ein „Baby“ sein? Vielfach möchten die neuen Dosis ein Kitten haben, dass sie aufwachsen sehen können. Die Angebote, vor allem im Frühjahr und Herbst sind unzählig und in vielen Anzeigen  findet man "Katzenbabys - 8 Wochen abzugeben" oder auch "Süße Kätzchen - 6 Wochen - fressen selbstständig und gehen aufs Klo - für sofort abzugeben".

Wir stellen dann provokativ die Frage, würden Sie Ihr 3-4 jähriges Kind abgeben, oder lassen Sie es dann doch etwas länger in der Familie? Denn ein 6 Wochen altes Kitten ist im Sozialverhalten ungefähr so weit. Natürlich ist die Versuchung groß, etwas so kleines und niedliches im Haus zu haben. Aber der Frust kommt dann etwas später, wenn Ihr neues Familienmitglied Verhaltensweisen an den Tag legt, die nicht erwünscht sind.

Ab der 6.-8. Woche gehen  die Kitten in die “Katzenschule” bei Mama, Papa und Verwandten. Sie werden von den erwachsenen Katzen erzogen  und lernen alles, was sie für ihr späteres Leben brauchen. Sie werden sozialisiert.  Kräfte messen und abwägen, zu jagen, die Katzensprache erlernen, sich unterordnen, wenn es erforderlich ist und vieles mehr. In dieser Zeit prägt sich der Charakter der Katzen, sie ist grundlegend. Das was sie in diesem Zeitraum durch ihre Artgenossen lernen kann kein Mensch ersetzen.

Wir können nur mit unterstützen, darauf achten, dass der kleine Schatz mit möglichst vielen Dingen konfrontiert wird (Staubsauger, Maschinengeräusche u.ä.) um auch dort sein Rüstzeug zu erhalten.

Das Abgabealter eines Kittens sollte nicht unter 3 Monaten liegen Wir entscheiden aber individuell nach der Persönlichkeit des einzelnen Kätzchen, denn ist ein Kitten mit 12 Wochen noch nicht bereit auszuziehen, lassen wir es noch bei der Mutter , anstatt es zu früh von ihr zu trennen.

Kitten, die zu früh getrennt werden, können eine oder mehrere dieser Verhaltensweisen entwickeln.

  • Nuckeln an Textilien wie Decken, Pullovern usw.

Katzen die man von der Mutter getrennt hat, als diese noch gesäugt wurden, zeigen vermehrt das Bedürfnis an Textilien "nuckeln" zu wollen. Dieses Verhalten scheint zwar auf den ersten Blick "süß" jedoch handelt es sich hierbei bereits um einen Hinweis auf eine Verhaltensstörung, dass das Kitten noch nicht von der Mutter entwöhnt war, als es getrennt wurde. Dieses Verhalten lässt sich oft nicht mehr abgewöhnen und viele Katzen "nuckeln" und "sabbern" oft bis ins Erwachsenenalter an Textilien.

  • Grobes/Aggressives Spielen mit Einsatz der Krallen

Wenn Katzen die Sozialisierungsphase nicht durchlebt haben, zeigen sich häufig beim Spielen und Raufen ein grobes und aggressives Verhalten. Ist dies bei einem Kitten noch harmlos, so wird das Spiel mit steigendem Alter und steigender Kraft für den Besitzer (und auch evtl. Kinder, die mit der Katze spielen wollen) schmerzhaft. Wenn Katzen ihre Krallen einsetzen (vor allem die Hinterkrallen sollten hier nicht unterschätzt werden) können schmerzhafte Verletzungen entstehen.

  • Angst, Scheu vor dem Menschen, Angst vor Alltagssituationen

Häufig wird berichtet, dass Kitten, die früh von der Mutter getrennt wurden, dem Menschen gegenüber scheu und ängstlich sind. Grund hierfür kann das Trennungstrauma einer noch unselbstständigen Katze sein. Auch entwickeln sich häufig Ängste in Alltagssituationen (vor Geräten, wie Spülmaschine, Waschmaschine, Staubsauger, Kaffeemaschine). Die Folge hieraus kann sein, dass sich die Katze apathisch zurückzieht und nicht mehr auf ihren Menschen zugeht sondern zurückschreckt bzw. Aggressionen gegen ihn entwickelt.

  • Probleme mit Unsauberkeit

Waren die Katzen beim Vorbesitzer noch Stubenrein und "selbstständig", können Kitten in ihrem neuen Zuhause diese Stubenreinheit häufig nicht mehr vorweisen. Verdauungsstörungen, wie Durchfall und das Ignorieren des Katzenklos, sind keine Seltenheit.
Manche Katzen entwickeln sich zu wahren "Protestpinklern", da eine Katze ja nicht sagen kann, wenn sie mit etwas unzufrieden ist. So zeigt sie es dadurch.

  • Fehlende Fähigkeit mit Stress im Alltag umzugehen

Stress, der auf die Tiere wirken kann, wird kaum oder gar nicht bewältigt und verarbeitet. So sind Tierarztbesuche, Umzüge, oder manchmal sogar nur die Renovierung der Wohnung eine Qual für die Katze.

Dies sind nur einige der möglichen Folgen. Sie müssen nicht alle auftreten, manchmal treten sie auch gar nicht auf, aber das Risiko, dass sie auftreten ist bei zu jungen Katzen enorm hoch.

Lassen Sie sich von den Vorbesitzern der Katze nicht mit den Worten erpressen "Wenn Sie das Kätzchen nicht nehmen, wird es umgebracht". In diesem Fall, sollten Sie den Tierschutz darüber informieren. Scheuen Sie sich nicht, denn der Besitzer handelt in dem Fall nicht nur im höchsten Maße unethisch, sondern auch gegen das Gesetz.
Der Tierschutz kann mit seinem Handeln verhindern, dass noch mehr verhaltensgestörte Kätzchen durch diesen Menschen in Umlauf gebraucht werden.

Die Vorteile für den Vorbesitzer liegen auf der Hand.
Er spart das Katzenfutter, dass die Kitten in den 4-6 Wochen gefressen hätten. Die Kosten sind bei hochwertigem Futter nicht zu unterschätzen. Und vor allem spart er sich die Impfung der Katzen. Auch ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor. Oftmals sind die Kitten auch nicht entwurmt, geschweige denn die Mutterkatze, die häufig auch noch mehrfach im Jahr eingedeckt wird.  Man muss sich bei so einem Kitten auf jeden Fall darüber im Klaren sein, dass viele Folgekosten direkt nach der Anschaffung entstehen. Wenn das Kätzchen sogar bereits erkrankt ist, werden diese umso höher.

Argumentiert ein Vorbesitzer damit, dass die Kitten vom Tierarzt für selbstständig befunden wurden, so kann das sogar stimmen. Allerdings beurteilen Tierärzte mit der Selbstständigkeit eher die "Überlebensfähigkeit" der Katze. Er gewährleistet damit, dass die Katze allein fressen und trinken kann. Selbstständig heißt in dem Fall nicht, dass das Kitten psychologisch selbstständig und eigenständig ist.

Aber wie erkennt man jemanden, der seine Kitten seriös vermittelt?

  • Die Kitten werden ab der 12. Woche vermittelt, in der Regel später
  • Sie bekommen mit dem Kitten Gesundheitszeugnis und den Impfpass mit der Grundimmunisierung und der 2. Impfung
  • Bei Rassekatzen bekommen Sie zusätzliche Bescheinigungen über die Reinrassigkeit, bzw Abstammung der Katze (Stammbaum usw.)
  • Ebenso gehört Informationsmaterial dazu und idealerweise auch ein Futterpaket mit dem gewohnten Futter, Spielzeug etc.



Vorsicht bei jemandem, der seine Katze verschenkt! Denn dieser ist entweder sehr spendabel oder hat an der tierärztlichen Versorgung des Kittens gespart. Letzteres ist häufiger der Fall.
 

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